Interessanterweise kann die Akklimatisierung an die schwierigen Bedingungen der Antarktis manchmal einfacher sein als die Rückkehr in die Gesellschaft. Erfahrungen aus erster Hand eröffnen neue Perspektiven, und die Rückkehr ins normale Leben kann schwieriger sein, als man denkt. „Das habe ich festgestellt, wenn ich von abgelegenen Orten wie der Antarktis zurückkomme: Es ist schwer, sich wieder einzugewöhnen ...“ Für Lucia bietet dies jedoch auch eine Chance: „Ich denke, dann ist es deine Pflicht, andere Menschen zu informieren und deine Erfahrungen zu teilen, denn ich denke, du hast die Verpflichtung, dies auf jede erdenkliche Weise und mit jeder erdenklichen Stimme zu tun.“ Das ist ein wichtiger Punkt und die treibende Kraft hinter dieser Serie – sowohl für Lucia als auch für Finisterre. „Du könntest der talentierteste Künstler oder Entdecker sein, aber wenn du keine Stimme hast, mit der du sie teilen kannst, wird dich niemand hören.“
Gerade als wir zusammenpacken, um uns zu verabschieden, springt Lucia zurück in ihren Stuhl und öffnet mit einem breiten Lächeln ihren Laptop. „Nur als Surf-Story dazu“, beginnt sie, während ich schnell wieder auf Aufnahme drücke, um ihre Gedanken festzuhalten, „es gibt da diesen einen Ort in der Antarktis mit diesem Gletscher, wo das Wasser aufgrund der Art und Weise, wie es auf das Land trifft, bei einem besonders großen Kalbungsereignis diese perfekte kleine Welle bildet!“
„Es ist echt cool“, fährt sie fort, und die Erinnerung an den Gletscher schürt ihre Begeisterung am Ende unseres langen Gesprächs. „Einmal habe ich dieses riesige Kalben gesehen, das eine unglaubliche Welle auf die felsige Insel neben dem Gletscher geworfen hat. Es war eine glasklare, 60 bis 90 Zentimeter hohe Welle.“
Sie bremst sich und zügelt ihre Begeisterung. „Eigentlich kann so etwas auf einer Expedition sehr gefährlich sein, deshalb gibt es da viel Sicherheitsvorkehrungen. Aber aus Surfersicht fand ich es klasse! Und das Komische ist, man ist nicht mit Surfern zusammen“, lacht sie über die Panik, die die kleine Welle ausgelöst hat. „Alle rufen: ‚Aaahhhh, Tsunami!‘, während ich einfach nur dasitze und mir wünsche, ich wäre da draußen und würde surfen!“