Es war offensichtlich, dass Apish die Wende brachte. Er kannte die Gemeinde, kannte die Kultur und wurde in seiner Gemeinde respektiert. Die Kinder strömten zu Apish, als er Masis erster Surf-Mentor wurde. Meine Aufgabe und heute auch die Aufgabe von Waves for Change bestand darin, Apish die nötigen Soft Skills für die Arbeit mit Kindern mit psychischen Problemen zu vermitteln.
Jede Woche fragte ich die Surfer: „Warum kommt ihr?“ Die meisten Antworten waren so, wie ich es erwartet hatte: „Es macht Spaß“, „Es ist neu“, „Es ist aufregend“. Doch die Antwort, mit der ich nicht gerechnet hatte und die ich von jedem einzelnen Surfer bekam, war: „Wir können mit Leuten reden, die uns zuhören.“ Je besser ich Südafrika verstand, desto deutlicher wurde mir, dass die jungen Leute hier ein außergewöhnlich stressiges Leben führen. Und es gibt keine Ventile. Die Statistiken sind erschütternd. Schätzungen zufolge leidet in Kapstadt ein Drittel aller jungen Menschen unter psychischen Problemen. Eine medizinische Grundversorgung für psychische Erkrankungen wie Angstzustände oder Depressionen ist so gut wie nicht vorhanden und in einem Land mit privater Gesundheitsfürsorge und unterfinanzierten staatlichen Kliniken und Krankenhäusern sicher unerreichbar für die Schwächsten. Auf zwanzigtausend junge Menschen kommt ein Sozialarbeiter.
Und doch entwickelten wir hier am Strand eine einfache Dynamik. Ein sicherer Ort, an dem wir Spaß haben, uns kennenlernen und unsere Probleme teilen konnten. Sichere Orte, geschaffen von Menschen wie Apish – einflussreichen Persönlichkeiten in ihren Gemeinden, die die kulturellen und sozialen Herausforderungen meistern konnten, von denen ich nichts wusste. Und unter der Führung dieser Surf-Mentoren überwanden wir in kleinem Maße das Erbe der Strand-Apartheid. Wir bewältigten einige der Herausforderungen der überlasteten medizinischen Grundversorgung. Wir verbanden Gemeinden mit dem Meer. Wir gaben Menschen Zugang zu Räumen, in denen sie sich austauschen und gehört werden konnten. Wir wussten, dass es in gewisser Weise therapeutisch war, trauten uns aber nicht, es zu benennen. Wir waren keine Mediziner. Aber wir machten trotzdem weiter.